ehemals: Marie

Donnerstag, 15. Juni 2006

Sand und Meer

Marie - 1,5 Jahre
Gerade nochmal Glück gehabt mit den Temperaturen! Gestern war es unerträglich heiß und sonnig hier in der Stadt. Heute waren wenigstens die meiste Zeit dünne Wolken. Trotzdem war ich nach dem Nachmittag mit Marie auf dem Spielplatz nass, klebrig und dementsprechend sandig an allen Körperteilen, die einen die Hitze offenzulegen zwingt. Marie wurde auch von Minute zu Minute dreckiger ;) Geschwitzt hat sie ganz offensichtlich auch, aber das hat ihr nicht viel ausgemacht. Komischerweise war der Spielplatz die meiste Zeit ziemlich leergefegt, dabei sind doch noch gar keine Ferien? Ich erinnere mich an letztes Jahr, als ich mit Leon im Sommer jede Woche auf Spielplätzen war und die so gerammelt voll waren, dass wir fast gar nicht mehr an die Geräte dran kamen. Naja, mir soll's natürlich so auch recht sein :)

Als Marie heute in der Babyschaukel saß, hat sie so richtig laut, von ganzem Herzen und aus vollem Hals gelacht - und es war ein bisschen unheimlich: plötzlich konnte ich sehen, wie Marie als Kind nach ihrer Kleinkindzeit aussehen wird! Das hört sich jetzt sicher seltsam an, aber ihr Gesicht hatte einen ganz anderen Ausdruck, gar nicht mehr babyhaft, wie sie sonst ja noch aussieht. Ich kann das auch gar nicht richtig beschreiben, aber ich war ganz fasziniert und wollte sie gleich noch mehr zum Lachen bringen ;)

Ansonsten gibt es nicht viel Neues von Marie zu berichten. Sie ist wie immer zuckersüß gewesen, ihr Wortschatz beläuft sich zur Zeit auf "Hi", "alle", "bwuffbwuff", "Hau[se]" und "Mama[ma...]". Aber das wird schon! Motorisch ist sie etwas weniger sicher als Leon in dem Alter, sie fällt noch viel hin, was ja an sich nichts Ungewöhnliches ist, aber sie fällt immer gleich so ungünstig. Also nicht einfach nur auf den Po, sondern kippt dann oft gleich noch zur Seite und schlägt sich den Kopf garantiert immer an, wenn etwas Geeignetes zufällig in der Nähe ist. Auch wenn sie mal nicht ganz gerade die Rutsche runterkommt, purzelt sie am Ende gleich nicht einfach nur runter, sondern haut ganz sicher noch mit dem Kopf zurück an die Rutsche. Alles noch ein bisschen unkoordiniert, habe ich das Gefühl. Laut Emmi Pikler fallen Kleinkinder nicht so ungeschickt, wenn ihre Bewegungsentwicklung autonom - also ohne Eingreifen und ständige gutgemeinte Hilfen von Erwachsenen (hinsetzen, bevor das Kind sich selbst aufsetzen kann; an der Hand laufen lassen, bevor es frei läuft...) - verlaufen durfte. Dann wüssten sie genau, was sie sich zutrauen können und wie sie fallen müssen, um den sensiblen Kopf zu schützen. Hm, ich weiß ja nicht, wie die motorische Entwicklung bei Marie vor ihrem ersten Geburtstag abgelaufen ist, kann mir also in diesem Fall kein Urteil über die "Mitschuld" der Eltern erlauben.

Nach dem Spielplatz hatte Marie das Glück, sich den ganzen Sand in einer Badewanne auf dem Balkon abwaschen zu dürfen, während ich dreckstarrend ausharren musste ;) Im Wasser übrigens verhält sie sich recht sicher und kann ihren Kopf vor dem Untertauchen bewahren.

So, und nun ist Marie zwei Wochen im Urlaub! Für nächsten Donnerstag habe ich aber schon einen "Ersatz": Ich sehe endlich Leon mal wieder! Seit Februar war ich nicht bei ihm, seit November sowieso selten, weil er in die Kita gekommen ist. Jetzt bin ich gespannt, ob er mich wiedererkennt und ob sie mich vielleicht wieder öfter brauchen?

Freitag, 26. Mai 2006

Lernen am Modell

Marie, 1,4 Jahre
Unerwarteterweise hat das Wetter heute mitgespielt und ich konnte mit Marie zum Spielplatz gehen. Kurz vor dem Spielplatz fängt ein kleiner Park mit einer Wiese in der Mitte an, und wenn man Marie dann aus dem Kinderwagen nimmt und sie laufen lässt, findet sie alleine den Weg zum Spielplatztor und quietscht beim Rennen vor Freude. Offenbar genießt sie das Laufenkönnen total :)

Auf dem Spielplatz haben wir wieder die Großfamilie von neulich getroffen, die aber, obwohl sie uns wiedererkannt haben, heute die meiste Zeit eine andere Mama und ihren Sohn "beglückt" haben. *puuuh* Die Frau hat voll mitgespielt, mit den Mädchen rumgebalgt und ist später sogar mit ihnen zusammen weggegangen. Die war scheinbar bei weitem nicht so genervt von der aufdringlichen Gesellschaft wie ich neulich. Wahrscheinlich war sie froh, dass jemand ihren nörgelnden Jungen mal etwas abgelenkt hat. Der Kleine (ca. 2 J.) hat einen Riesenaufstand gemacht, als Marie in der Nähe der Babyschaukel stand, in der er saß, und seine Mutter darufhin meinte, er müsse jetzt mal das Mädchen schaukeln lassen. Als sie ihn dann selbst aus der Schaukel entfernen wollte, hat er ein Supergebrüll angestimmt und sich festgekrallt. Als Marie dann endlich in die Schaukel konnte (zwischendurch sind wir nochmal rutschen gewesen), kam er direkt wieder schreiend angerannt und wollte sich am liebsten in die schwingende Schaukel werfen. Mutter und Opa kamen angestürmt und wollten ihn wegzerren. Marie hat sich die ganze Show ganz schön verblüfft angeschaut - und als Handlungsschema gespeichert, denn als später der Junge wieder in der Schaukel saß und Marie das gesehen hat, fing sie direkt auch an zu meckern! Das hat sie vorher nie gemacht, immer nur zugeschaut und sich trotzdem gefreut. So schnell lernt sich also negatives Sozialverhalten!

Ziemlich lustig zu beobachten war Maries unwirsche Reaktion, als sie unversehens eine ihrer Sesamstangen zwischen den Planken der Bank, auf der sie saß, verloren hat. Ganz aufgeregt hat sie durch die Spalte geguckt, über die Rückenlehne und unter den Rand. Ich habe ihr natürlich gesagt, dass die Sesamstange jetzt weg ist und wir nicht mehr drankommen und dass sie eine neue haben kann, aber das war offenbar nicht ihre Sorge. Mir schien, sie konnte gar nicht fassen, dass die Stange einfach so salzstangenverschwindet. Als ihr dasselbe Missgeschick später noch einmal passierte, hatte ich den Eindruck, dass ihr nicht bewusst war, dass sie selbst die Stange nicht fest genug gehalten hat, sondern vielleicht dachte, jemand (der böse schwarze Spalt zwischen den Planken??) hätte ihr die Stange weggenommen. Marie war richtig empört und versuchte mir wild gestikulierend und artikulierend immer wieder deutlich zu machen, was mit ihrer Stange geschehen war und war gar nicht mehr davon abzubringen. Die Welt muss manchmal wirklich ein Rätsel für ein Kleinkind sein!

Entwicklungsmäßig ist neu, dass Marie "Mama" sagen kann. Zwar hat sie dabei mich angesehen, aber es sah trotzdem nicht aus, als ob sie nicht wüsste, dass ich nicht "Mama" genannt werde. Eher schien es mir, sie wollte mir mal zeigen, was sie schon sagen kann, so schelmisch hat sie dabei gegrinst :) Wobei Leon in Maries Alter auf jeden Fall eine Phase hatte, in der er mich auch "Mama" genannt hat auf dem Spielplatz. Das nennt man Übergeneralisierung und ist im Spracherwerb ganz normal. Die Bedeutung von Wörtern wird über ihren eigentlich Sinn hinaus ausgedehnt. Umgekehrt gibt es das Phänomen aber auch, dann heißt es Überdiskriminierung und meint, dass das Kind ein Wort nur für ein ganz bestimmtes Objekt der jeweiligen Gattung als korrekt anerkennt - z.B. ist dann nur der eigene Hund zu Hause ein Hund, nicht aber der andere auf der Straße. Aber solche kleinen Irrtümer erledigen sich rasch fast wie von selbst :)
Um auf Marie zurückzukommen, ich nehme an, dass es jetzt bald vorangehen wird mit ihrer Sprachentwicklung. Sie versteht auch schon so vieles, dass ich manchmal richtig erstaunt bin, besonders wenn es sich um komplexere Sätze handelt. Als sie z.B. heute mit einem kleinen Plastikpferd gespielt hat, habe ich ihr erzählt, dass das ein Pferd sei, nämlich auch so eines, wie auf dem Spielplatz zum Reiten sei. Und prompt versucht sie sich auf das winzige Pferdchen zu setzen! Da hat sie wirklich gut zugehört, denn natürlich habe ich das nicht in einem Satz formuliert und auch mit anderen unwichtigen Sachen ausgeschmückt - aber Marie hat daraus für sich gezogen, dass 1. Pferde ganz verschieden aussehen können, 2. wenn das Teil zum Reiten auf dem Spielplatz ein Pferd ist und 3. dieses kleine Tierchen hier auch ein Pferd ist, dann kann man 4. auch auf diesem reiten! Sehr niedlich auch ihre überraschte Reaktion, als es einfach nicht möglich war, sich auf dem winzigen Ding niederzulassen ;)

Samstag, 20. Mai 2006

Drei liebe Mäuse

Marie, 1,4 Jahre
So, endlich am Donnerstag wieder einen Teilzeit-Mini-Tag gehabt! Obwohl das Wetter mies war und ich mit Marie drin bleiben musste, haben wir uns schön amüsiert. Die Kleine war teilweise total aufgedreht, vielleicht müde? Kinder sind da ja manchmal etwas absurd. Jedenfalls hat sie richtig viel und laut rumgekreischt, speziell beim Spielen mit ihren beiden Stoffmäusen. Die findet sie ja so klasse! Wenn man ihr die hinzeigt, schnappt sie sie gleich, drückt sie fest an sich und quietscht dabei ganz glücklich. Entsprechend konnte sie sich vor Freude gar nicht mehr einkriegen, als ich die Mäuschen die Ärmchen ausstrecken und sie umarmen ließ und dabei Küsschen-Geräusche gemacht habe. Ebenso gut kam der Vorschlag an, den Mäusen auch mal die Nase mit ihrem Taschentuch zu putzen - der überraschende Nieser des Plüsch rief erneut Riesenverzückung beim Kind hervor. Es kann so einfach sein, kleine Mäuse, äh, Kinder, zu erfreuen :)

Später waren dann meine Schuhe interessant. Ich bin nicht sicher, ob sie sie mir unbedingt anziehen wollte, um mir zu sagen, dass wir rausgehen sollen, oder ob sie mich loswerden wollte ;)? Mariechen hat sich gar nicht mal so ungeschickt angestellt beim Versuch, die "Riesenlatschen" an meine Füße zu bekommen, wie folgendes Foto beweist:

schuh

Ganz erstaunlich, wie genau die Kleinen beobachten, denn Marie war bewusst, dass sie noch irgendwas mit den langen Schnürsenkeln machen muss (macht Mama ja schließlich auch immer, wenn sie Marie die Schuhe anzieht), und so hat sie daran noch rumhantiert und sie mangels Schleifenbindekompetenz kurzerhand zusammengeknüllt nach dem Motto "Irgendwie so ging das doch...?" Clever, clever!

Montag, 8. Mai 2006

Kleiner Mensch - große Emotionen

Marie - 1,4 Jahre
Das kleine Temperamentsbündel Marie war zwar heute insgesamt etwas gedämpft aufgrund anstrengenden Verwandtschaftsbesuchs in den letzten Tagen, aber für ein paar astreine Wutausbrüche hat's noch gereicht ;)
So wichtig es ist, auch schon kleinste Persönlichkeiten in ihren Gefühlsäußerungen ernst zu nehmen, so schwer fiel es mir doch, ein winziges, engelhaft aussehendes Geschöpf wie Marie nicht einfach nur putzig zu finden, wenn es vor Wut brodelt. Aber klar, dass ich trotzdem äußerlich Haltung bewahrt habe :) Erst recht, wo ich doch für Ausbruch Nr. 1 selbst ursächlich war. Mariechen schleppte in einer Hand ihre Harke und ein Förmchen auf dem Spielplatz herum, wollte dann aber auf das große Pferd gehoben werden (zu hoch zum Klettern). Ich habe ihr erklärt, dass sie erstmal die Sachen fallenlassen müsse, weil sie sich sonst nicht richtig festhalten könne beim "Reiten". Das hat sie gar nicht eingesehen. Kein Wunder eigentlich, aber während ich sowohl Leon als auch Emma in Maries jetzigem Alter als eher folgsam erinnere, kam es für Marie überhaupt nicht in Frage, das Zeug ohne für sie ersichtlichen Grund aus der Hand zu legen. Je öfter ich ihr meine Gründe darlegte und je länger ich mich weigerte, sie heraufzuheben, desto lauter wurde ihr Unmutsgequäke, schließlich bis hin zum Schreien und trotzigem Weglaufen. Nachdem sie sich dann doch entschlossen hat, das Sandzeug Sandzeug sein zu lassen, kam sie aber auf Zuruf auch glücklich wieder angelaufen und durfte natürlich reiten. wiese
Für den nächsten Unmutsanfall war ich allerdings nicht verantwortlich. In der Karre durfte Marie, nachdem die Sonne verschwunden war, ihre Mütze abnehmen, wollte dann aber das alleinige Aufsetzen proben. Nachdem das einmal gelungen war, glückte es nicht mehr. Wildes Gezerre, Gezeter - und schließlich der wutentbrannte Wurf des unsäglichen Kleidungsstückes aus dem Wagen auf den Fußweg. Da habe ich wirklich gestaunt, richtig frustriert, die arme Kleine!
An dieser Stelle könnte man einwenden, dass ich Marie auch hätte helfen können, als ich gesehen habe, dass ihre Bemühungen aussichtslos bleiben würden. Aber auch Hilfsaktionen sind zum Scheitern veruteilt und tragen schlimmstenfalls nur zur Verschlimmerung der Wut bei, wie ich später auf dem Balkon feststellen musste: Marie wollte sich gerne ihre Matschhose selbst anziehen (die aber wetterbedingt auch sowieso nicht notwendig war). Nachdem ich ihr in das erste Bein geholfen hatte, rupfte sie überall an der Resthose rum - ich hatte keine Ahnung, ob sie sich jetzt das Hosenbein gerne wieder alleine AUSziehen oder den Rest der Hose ANziehen wollte?? Auf Fragen reagiert Marie prinzipiell noch nicht verbal, und aus ihren Aktionen ließen sich wie gesagt keine Schlussfolgerungen ziehen. Schließlich habe ich ihr - die immer lauter zu meckern begann - das Hosenbein wieder ausgezogen. Natürlich: FALSCH! Großes Gebrüll und wildes Herumschleudern der ganzen Hose. Zweiter Versuch: Hose wieder in die Nähe des Beines bringen mit der Intention, sie ihr wieder anzuziehen. TILT!! Marie sah rot, nichts war mehr richtig, aber die Hose sollte nun auf jeden Fall durch das Balkongitter geworfen werden, soooo wütend war das kleine Persönchen! Als ihr der Wurf aus Gründen der Haushöhe leider auch versagt blieb, half nur noch, sie vom Ort des Geschehens zu entfernen...
Das Schöne an Maries ausgeprägter Emotionalität ist allerdings, dass sie sich nicht auf die negativ gefärbten Gefühlsäußerungen beschränkt. Ebenso sprudelnd und intensiv wie ihre Wutanfälle sind auch ihre Freude, ihr Lachen - und ihre Zuneigung zu den Menschen in ihrer Umgebung.

Donnerstag, 4. Mai 2006

Sand auf unserer Haut

Marie, 1,4 Jahre
schaufelHaftet so schön auf sonnengecremten Körpern. In der Nase. Am und im Mund. In den Augenbrauen. Im Haaransatz. Im Ausschnitt. In den Hosenaufschlägen. In den Schuhen sowieso. Unter den Nägeln. Im Ohr. Und jetzt auch in der Wohnung und in der Badewanne. Weil Marie die Schaufel noch nicht ihrem Zweck entsprechend verwenden kann, sondern sie einfach senkrecht in den Sand rammt, um sie dann explosionsartig wieder nach oben zu schwingen - Sandregen!

Trotzdem wieder viel Freude auf dem Spielplatz gehabt. Aber die anderen Kinder... Heute war eine 10- oder 11-Jährige mitsamt mindestens 4 Geschwistern extrem aufdringlich. Entzückt von Maries süßer rosa Babyhaftigkeit, fragte das Mädchen wenigstens erst, ob sie mit ihr spielen dürfe. Ich hab zwar zugestimmt, sofern Marie auch wolle, habe aber sicher nicht damit gerechnet, dass das Mädchen Marie gleich höchstpersönlich zur Schaukel schleppen will! Habe natürlich eingegriffen, denn wenn es um mein Baby ginge, würde ich ganz sicher auch nicht wollen, dass wildfremde Kinder es gleich anfassen, rumtragen und küssen (ja, sogar das hat das Mädchen zum Abschied versucht!). Marie hat sich zwar nicht beschwert, als das Mädchen ihr in der Schaukel Anschwung gab und sich mit ihr auf ein Wipptier setzte, aber so ganz geheuer war ihr die Sache auch nicht (wo sie doch sonst immer diejenige ist, die andere Kinder vor lauter Begeisterung schonmal etwas in Bedrängnis bringen kann ;)). Mich hat das Mädchen auch mit ihrer Fragerei ziemlich genervt. Ich habe bestimmt nichts dagegen, mich mit Kindern zu unterhalten, aber dieses Kind fand ich einfach extrem neugierig und aufdringlich. Aber so ganz unfreundlich um unsere Ruhe bitten kann man natürlich auch nicht. Hatte schon überlegt, den Spielplatz erstmal zu verlassen und nach einem Spaziergang wiederzukommen, als das Mädchen (und ihr familiärer Anhang) ein neues, noch jüngeres "Opfer" gefunden hat *puuuh*

Im Gegensatz dazu recht freundlich kamen mir heute die anwesenden Erwachsenen vor. Spielplätze sind ja echt ein Sozialraum für sich mit ganz eigenen Regeln! Oft passiert es, dass man nebst Kind komplett ignoriert wird (also kein Lächeln oder mal ein Wort), selbst wenn sich das "eigene" Kind einem anderen annähert, es offensichtlich interessiert anstarrt oder sich anschickt, mit dessen Buddelzeug zu spielen, oder das fremde Kind zuhaut... aber heute waren wohl alle aufgrund des herrlichen Wetters in Frühlingslaune und grüßten Marie im Vorbeigehen oder fragten mich, wie sie heiße und wie alt sie sei. Ich bin zwar ganz bestimmt niemand, der unbedingt einen "Spielplatz-Kaffeklatsch" braucht oder gar anzettelt, aber trotzdem muss man sich doch auf dem Spielplatz nicht wie in der U-Bahn - "Ich-bin-gar-nicht-da-wenn-ich-die-Augen-zu-mache"-Verhalten - benehmen!

Donnerstag, 27. April 2006

Action-Bücher

Marie, 1,3 Jahre
Kann sich eigentlich noch irgendjemand an die Bilderbücher aus unserer Kindheit erinnern? Also so vor 15-20 Jahren? Ich habe noch einige meiner damaligen Kinderbücher, allerdings nicht die ganz frühen ohne oder fast ohne Text. Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass gerade dieses "Anfänger-Literaturgenre" eine extreme Wandlung durchgemacht hat. Das klassische "Nur-Buch" gibt es doch schon fast gar nicht mehr, könnte man denken, wenn man mal durch die Bücherregale der Kleinsten stöbert. Heute reicht es offenbar nicht aus, einfach NUR BUCH mit Bildern und einigen Wörtern zu sein - nein, erst auf den zweiten Blick ist manches "Etwas" als Buch überhaupt erkennbar, wenn actionbuchPuzzlefunktionen, Fühlapplikationen, Geräuschimitationen und Aktionsaufforderungen im Vordergrund stehen. Gerade heute bei Marie wieder bemerkt, weil sie so gerne Bücher anguckt und ich dadurch auch in den Genuss komme: in wirklich nahezu jedem Buch gibt es irgendetwas zu tun, einfach angucken und den Erzählungen des erwachsenen Lesepartners zuhören ist gar nicht möglich: "nimm hier das Puzzleteil raus und schau, was dahinter ist", "versuch rauszufinden, wo es wieder reinpasst", "fühl mal hier! ein flauschiges Küken", "Hör mal, wie die Kuh macht", "mach mal den Reissverschluss vom Teddy auf und zu", "räum die (Magnet-)Objekte von einer Seite auf die andere!", "eins, zwei, drei - zähl die Enten!" usw. - so scheinen die Buchseiten zu befehlen. Hm. Ich muss mir erstmal eine Meinung bilden. Wie finde ich das? Auf jeden Fall ungewohnt. Und hat es Vorteile? Vielleicht, wenn man bedenkt, dass den ganz kleinen Kindern das "Nur-Zuhören" ja noch schwer fällt und sie lieber selbst etwas hantieren möchten. Von daher sind Fühl- und Puzzle-Bücher möglicherweise als positive Weiterentwicklung des klassischen Bilderbuchs zu betrachten. Bücher hingegen, die Musik machen oder Zahlen, Farben und Wörter auf Knopfdruck äußern, sind überflüssig - oder sollten es jedenfalls sein: Vorlesen und gemeinsames Bücher angucken erfüllen zwar sicher auch didaktische Funktionen, leben aber von der emotionalen Komponente des Miteinander-Tuns von Kleinkind und Erwachsenem. Ein Kleinkind lernt neue Wörter genausowenig durch sprechende Bücher wie durch das Fernsehen. Wörter müssen emotionale Bedeutungen und kontextuale Relevanz erhalten, um in das Repertoire des Kleinkindes aufgenommen zu werden. Und genau das ist eben nicht zu erreichen durch Berieselung auf Knopfdruck, sondern nur in der persönlichen, bedeutungsvollen Interaktion mit zugewandten Erwachsenen. Es gibt sowieso schon viel zu viel "Krachmacherspielzeug", da darf doch wenigstens das gute alte Buch mal stumm bleiben!

So, nach diesem reflektiven Ausflug noch kurz zu den konkreten Geschehnissen dieses Nachmittags mit Marie: wieder waren wir spazieren und auf dem Spielplatz, wo heute aufgrund des Wetters fast niemand war. Alles war zwar noch feucht dort, aber es hat ja nicht mehr geregnet und war auch warm. Marie konnte also in aller Ruhe alle Gerätschaften ausprobieren und musste nur ab und zu innehalten, um ein doch kurz vorbeischauendes Kind nicht aus den Augen zu lassen :) Später zu Hause habe ich zum ersten Mal gesehen, wie Marie "So-tun-als-ob-Handlungen" ausführt: sie hat ihre Kuschelmaus in ihren Autositz gesetzt und mit ihren Keksen "gefüttert"! Marie ist erst 15 Monate alt, ist also früh dran mit dieser Art des Spiels, das ja eine Voraussetzung für den Spracherwerb ist (Sprache als Symbolsystem; sich Handlungen vorstellen können -> sich Wörter anstelle von Handlungen, Dingen und Gefühlen vorstellen können). Marie spricht allerdings bisher nur in sehr begrenztem Rahmen: "bwuffbwuff" für Hund, gestern hat sie "eiei" nachgesprochen, als ich das Schaukelpferd gestreichelt habe, und "Mama" und "Papa" sagt sie meines Wissens noch nicht. Aber sie lautiert und imitiert sonst eine Menge Geräusche und Gebrabbel, so dass sie ersten "richtigen" Wörter sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Freitag, 21. April 2006

20°, Sonnenschein...

Marie, 1,3 Jahre
Zumindest laut Wetterbericht, der natürlich mal wieder nicht ganz den Tatsachen entsprach. Aber es hat gereicht für einen ausführlichen Ausflug zum Spielplatz mit Marie. Ich war das erste Mal mit ihr dort, und musste mich erstmal orientieren, woran sie am meisten Spaß hat und was sie schon meistern kann. Auf dem Sand laufen z.B. ist noch schwer, schafft sie aber mit ein paar Poplumpsern ganz gut, und an der Hand sowieso. Schaukeln in der Babyschaukel gefällt ihr gut, und sie lacht wunderbar laut, wenn man sich vor ihr hinhockt und sich von ihren Füßen umstoßen lässt, wenn die Schaukel heranschwingt. Auch die Rutsche fand Maries Interesse, allerdings hat es eine ganze Weile gedauert, bis sie verstanden hatte, dass man nicht von unten hochkrabbeln kann, sondern erst umständlich einmal drumrum gehen und dann auch noch klettern muss (Babysitter natürlich immer hinterher ;)). Jedenfalls kann sie schon fast aleine rutschen, obwohl die Rutsche mir doch ein bisschen zu flott ist, als dass ich Marie ganz loslassen könnte.

Schön war, dass es nicht so voll war dort. Letztes Jahr mit Leon habe ich da anderes erlebt! Aber Marie liebt auch sowieso die anderen Kinder. Möchte sie immer gleich anfassen und wollte einem Jungen netterweise mal den Reißverschluss von seiner Jacke zuziehen :) Aber ich fand ein paar Kinder dann doch etwas anstrengend. Da war so ein Junge, vielleicht 2-3 Jahre alt, der mit einem Zweig mit Absicht immer auf Maries Kopf geklopft hat. Da dort kleine Zweige dran waren, war das ganz schön gefährlich für ihre Augen! Seine Mutter hat das aber offenbar nicht registriert, so dass ich selber noch was sagen musste (hat ihn aber auch nicht besonders lange abgehalten).

Richtig niedlich war Maries lautes Freudengequietsche, wann immer ihr danach war. Außerdem finde ich es ganz süß von ihr, wie sie zwischendurch immer mal wieder die Ärmchen ausstreckt und geknuddelt werden möchte. Schön, dass sie mich als "sicheren Hafen" bei ihren Entdeckungen nutzen kann, so lange Mama nicht verfügbar ist!

Auf dem Rückweg wurde jeder Hund (und davon laufen hier eine Menge rum) mit Gebell begrüßt: "bwuffbwuff!" und wenn mal keiner in Sicht war, kann man damit doch sicher einen herbeifordern??? :)

Am Ende waren wir beide aber dann fix und fertig - ich weiß, wer heute nacht gut schläft ;) ... Richtig: ICH! Die 5 Stockwerke Treppen mit Kind auf dem Arm am Schluss haben mir auf jeden Fall den Rest gegeben *schwitz* Aber alle Anstrengung, die man manchmal mit den lieben Kleinen hat, lohnt sich immer wieder, denn einen schöneren ersten Frühlingswettertag kann man anders fast gar nicht verbringen ;)

Mittwoch, 12. April 2006

*watschelwatschel*

Marie, 1,3 Jahre
Nach fast einem Monat endlich wieder bei Marie! Normalerweise gehe ich jede Woche hin, aber in den letzten Wochen war auf beiden Seiten der Wurm drin. Es war jedenfalls total schön heute. Marie hat mich auch auf jeden Fall wiedererkannt und ohne Probleme drei Stunden ohne Mama mit mir gespielt und gelacht. Sie ist so ein Sonnenscheinkind! Und das Wichtigste: sie läuft! Als ich das letzte Mal bei ihr war, habe ich sie 2-4 Schritte alleine gehen sehen, aber jetzt läuft sie schon ganz sicher und viel. Sieht sooo drollig aus!
Ansonsten haben wir heute viele, viele Bücher "gelesen". SIe liebt es, es sich mit einem Buch auf meinem Schoß bequem zu machen - ganz niedlich, wie sie einem dann den Rücken zudreht und ganz langsam versucht, die richtige Stelle zum Niederlassen zu finden. Wenn man sie nach einzelnen Tieren oder Dingen aus dem Buch fragt, kann sie auch schon manchmal auf die richtigen zeigen (manchmal zeigt sie aber auch irgendwas).

entenscharUnd dann hatten wir noch Riesenspaß mit einer "Hinterherzieh-Entenschar", die herrlich quakt, wenn man sie an ihrem Band über den Boden zieht. Schon vor einem Monat hat sich Marie kaputt gelacht über dieses Tier, und heute ist sie auch wieder ausgeflippt und durch die ganze Wohnung lachend hinter mir und den Enten hergerannt, die natürlich ihr zuliebe viele Haken geschlagen haben icon_jumpgrin Nur wie sie die Enten selber hinter sich herziehen kann, versteht sie noch nicht. Sie geht dann immer rückwärts - will ja die Enten nicht aus dem Blickfeld verlieren - und zieht die Hand mit der Schnur bis auf Kopfhöhe, so dass die Enten den Bodenkontakt verlieren und fliegen statt watscheln. Nach einer Weile hat sie das ganz schön frustriert, und sie hat sie mir wutentbrannt zugeworfen - ich soll das gefälligst richtig machen!

In den Sinn kam mir heute auch ein Vergleich mit Leon, der jetzt exakt ein Jahr älter ist als Marie: vor genau einem Jahr habe ich auch regelmäßig Zeit mit ihm verbracht, und er war so ganz anders als Marie! Er konnte zwar schon viel früher laufen, aber ansonsten war er noch so verschlossen, in sich gekehrt und manchmal habe ich das Gefühl gehabt, er konnte das alles, was er sieht und hört, noch gar nicht so schnell verarbeiten und darauf reagieren. Meistens hat er nur dagestanden und geguckt, und nur ganz selten gelächelt oder irgendwie mimisch oder lautlich reagiert. Marie hingegen ist andauernd aktiv und reagiert auf alles mit den vielfältigsten Äußerungen und Gesichtsausdrücken. So unterschiedlich können Kinder (oder Junge und Mädchen in dem Alter?) sein!

Malin

Hallo liebe Leser, hier blogge ich als "Malin" (ebenso wie die Namen der Kinder ist dies aus Datenschutzgründen ein Pseudonym) über meine Erlebnisse und Gedanken im Zusammenhang mit meiner Teilzeitbeschäftigung als stundenweise Betreuerin ("Babysitter") von den lieben Teilzeit-Minis. Ich habe einen Hochschulabschluss in einem kindheitsrelevanten Fach, bin relativ jung ;) und wohne in einer deutschen Stadt.

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Das ist ja mal ne Nachricht....
Herzlichen Glückwunsch und ganz viel Spaß mit dem Vollzeitmini...gibts...
Spillie-Mama (Gast) - Di, 14. Okt, 21:37
herzlichen glückwunsch!!!
mönsch, da kuckt man das erste mal seit wochen wieder...
mandy (Gast) - Di, 14. Okt, 21:22
The End
Telefonat mit Emmas und Pauls Mama. Die Mama: "...Damit...
Babysitter-Malin - Sa, 11. Okt, 11:49
Das wäre ja noch schöner...
...wenn die Überstunden auch noch unbezahlt wären!...
Malin (Gast) - Di, 19. Aug, 23:05
zahlen
die die Mehrarbeit dann wenigstens????
sandra (Gast) - Di, 19. Aug, 22:10

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