Eine Variation an Dreijährigen
Man hat mich nicht wieder "vergessen" sondern mich - nach einem aus Zeitmangel fehlgeschlagenen Versuch am letzten Wochenende - für heute und morgen zum Spielen mit Lukas beordert. "Babysitten" oder "aufpassen" kann man das nämlich eigentlich nicht nennen, denn sein Vater ist die ganze Zeit zu Hause im Arbeitszimmer. Hat wohl am Wochenende keine Lust auf sein Söhnchen. Lukas war wieder ganz aufgeregt. Es fällt ihm immer ein bisschen schwer, einen Einstieg zu finden, er schämt sich zu Anfang irgendwie immer . Diesmal hat er sich hinter den riesigen Sofakissen versteckt, sich aber gefreut, als ich so tat, als könne ich ihn nicht sehen. Als er sich dann aber weiter versteckt hat, bin ich in sein Zimmer gegangen ("Ich geh schonmal vor und warte auf dich!"). Sein Vater befüchtete, das könne ein Machtspiel werden, aber ich behielt recht: Lukas wurde es augenblicklich zu langweilig im Wohnzimmer und er kam angekrochen - im wahrsten Sinne des Wortes, auf allen Vieren mit der Nase auf dem Boden, damit er nur seine Augen nicht zeigen muss. Nach kurzer Zeit hat er aber mitgespielt. Seltsam blieb allerdings: er flüsterte 100 von 120 Minuten. Zuerst, glaube ich, aus Verlegenheit, aber dann hat er sich wohl einfach dran gewöhnt. Erst am Ende wurde er laut (weil panisch: "Malin, gehst du jetzt nach Hause?"). Ich kann nicht sagen, dass mir die Ruhe unangenehm gewesen wäre, hatte ich mich doch noch von gestern von Emma und ihrer Mutter zu erholen . Emma ist ziemlich gleich alt wie Lukas, aber ein total anderes Kind. Gestern hat sie mich mit ihrer Plapperei fast in den Wahnsinn getrieben. Vom Moment an, wo ich sie vor der Tür getroffen habe bis ich mich nach 2 Stunden auf der Treppe verabschiedet habe, hat sie eigentlich ununterbrochen geredet - und immer mit mir. Vom Hundertsten ins Tausendste. Irgendwie total niedlich, nur dumm, dass ich gestern eigentlich nicht (nur) für Emma da war, sondern ursprünglich mit ihrer Mutter "Kaffeklatsch" hatte - diese ist offenbar schon geübt und extrem multitaskingtauglich (obwohl: von ihr hat Emma ja auch keine Antworten erwartet!), denn auch von ihr wurde ich trotz Emmabeschallung die ganze Zeit interviewt und unterhalten. Bin ich froh, dass Paul noch nicht reden kann! Schön war's trotzdem, aber das nächste Mal bitte nur die Kinder ODER die Eltern .
Weitere investigative Ergebnisse über die Dreijährigen: wie neulich erzählt, kann Lotta schon ganz toll mit der Schere umgehen, nicht nur technisch gesehen, sondern auch produktiv. Emma hingegen kann das noch nicht, wie ich gestern beobachet habe. Bei ihr bleibt es bisher beim Technischen, d.h., sie weiß wohl, wie sie die Schere halten muss und kann auch kurze Schnitte ins Blatt machen, nicht aber Formen oder längere Linien schneiden. Das ist ziemlich interessant, denn es sieht im Moment danach aus, als ob Emma ihren Entwicklungsvorsprung etwas aufgeben würde. Mit ca. 1;5 Jahren konnte sie nämlich ebenfalls schon eine Schere halten und unfallfrei einige winzige Schnitte machen, und damals habe ich echt gestaunt. Damit geht es zur Zeit wohl nicht so voran bei ihr. Ich vermute, die soziale Entwicklung hat gerade Priorität nach ihrem Kindergarteneintritt und der Geburt von Paul (um auch mal über ihn etwas zu berichten: er kann sich inzwischen hochziehen und mit Festhalten stehen und klettert für sein Leben gern und gut - wieder ganz anders als seine große Schwester damals (und auch heute noch). Außerdem fremdelt er nicht mehr. Seine Mama kann jetzt endlich den Raum verlassen ohne dass Paul verzweifelt. Gute Aussichten für unseren wöchentlichen Termin ab Februar.).
Noch etwas, dass Lukas Emma schon voraus hat: er zählt. Und zwar bis 12. Und nicht nur als auswendig gelernte Zahlenreihe, sondern er kann wirklich Dinge abzählen. Das ist ja nochmal eine Stufe weiter: jedem Gegenstand genau eine Zahl zuordnen. Man sieht es ja relativ oft, dass so kleine Kinder beim Würfelspielen ihre Spielfiguren nicht wirklich die gewürfelte Anzahl an Feldern vorsetzen, sondern sie einfach vorwärts bewegen und dabei die auswendig gelernten Zahlen sagen, aber nicht für jedes Feld eine Zahl. Ich glaube, Lukas könnte schon so ein Würfelspiel spielen, hat aber leider keines. Emmas Mutter hat gestern erzählt, dass Emma noch nicht bis 5 zählen kann und ich weiß auch nicht, ob sie etwas wirklich ab-zählen kann.
Richtig spannend, diese Entwicklungsvariationen. Solche Beobachtungen erfüllen den pädagogischen Glaubenssatz "Kinder sind Individuen und dürfen nicht in starre Entwicklungsnormen gepresst werden" mit Leben!
So, zurück zu Lukas. Der war enorm enttäuscht, als ich nach Hause musste und wollte nichtmal Tschüß sagen (Wieder ein lustiger Gegensatz zu Emma, die mich immer mit Küsschen verabschiedet; ihre Mama hat erzählt, Emma sagt überhaupt nur jenen Menschen Tschüß, die ihr wichtig sind, alle anderen werden einfach ignoriert). Als die erste Spielstunde herum war, hatte er auch wieder angefangen, sein übliches "Gehst du jetzt nach Hause?" anzustimmen, wann immer ich mal einen Moment nichts sagte oder auf die Uhr schaute. Das bestätigt zusammen mit seiner Enttäuschung am Ende meinen Eindruck von allen vergangenen Malen, dass er mit der Frage nicht seine Ungeduld ausdrücken will im Sinne von "du sollst endlich gehen", sondern er will sich wirklich nur versichern, dass man noch lange genug da bleibt, um ein neues Spiel anzufangen. Mal sehen, wie er mich morgen begrüßt.
Weitere investigative Ergebnisse über die Dreijährigen: wie neulich erzählt, kann Lotta schon ganz toll mit der Schere umgehen, nicht nur technisch gesehen, sondern auch produktiv. Emma hingegen kann das noch nicht, wie ich gestern beobachet habe. Bei ihr bleibt es bisher beim Technischen, d.h., sie weiß wohl, wie sie die Schere halten muss und kann auch kurze Schnitte ins Blatt machen, nicht aber Formen oder längere Linien schneiden. Das ist ziemlich interessant, denn es sieht im Moment danach aus, als ob Emma ihren Entwicklungsvorsprung etwas aufgeben würde. Mit ca. 1;5 Jahren konnte sie nämlich ebenfalls schon eine Schere halten und unfallfrei einige winzige Schnitte machen, und damals habe ich echt gestaunt. Damit geht es zur Zeit wohl nicht so voran bei ihr. Ich vermute, die soziale Entwicklung hat gerade Priorität nach ihrem Kindergarteneintritt und der Geburt von Paul (um auch mal über ihn etwas zu berichten: er kann sich inzwischen hochziehen und mit Festhalten stehen und klettert für sein Leben gern und gut - wieder ganz anders als seine große Schwester damals (und auch heute noch). Außerdem fremdelt er nicht mehr. Seine Mama kann jetzt endlich den Raum verlassen ohne dass Paul verzweifelt. Gute Aussichten für unseren wöchentlichen Termin ab Februar.).
Noch etwas, dass Lukas Emma schon voraus hat: er zählt. Und zwar bis 12. Und nicht nur als auswendig gelernte Zahlenreihe, sondern er kann wirklich Dinge abzählen. Das ist ja nochmal eine Stufe weiter: jedem Gegenstand genau eine Zahl zuordnen. Man sieht es ja relativ oft, dass so kleine Kinder beim Würfelspielen ihre Spielfiguren nicht wirklich die gewürfelte Anzahl an Feldern vorsetzen, sondern sie einfach vorwärts bewegen und dabei die auswendig gelernten Zahlen sagen, aber nicht für jedes Feld eine Zahl. Ich glaube, Lukas könnte schon so ein Würfelspiel spielen, hat aber leider keines. Emmas Mutter hat gestern erzählt, dass Emma noch nicht bis 5 zählen kann und ich weiß auch nicht, ob sie etwas wirklich ab-zählen kann.
Richtig spannend, diese Entwicklungsvariationen. Solche Beobachtungen erfüllen den pädagogischen Glaubenssatz "Kinder sind Individuen und dürfen nicht in starre Entwicklungsnormen gepresst werden" mit Leben!
So, zurück zu Lukas. Der war enorm enttäuscht, als ich nach Hause musste und wollte nichtmal Tschüß sagen (Wieder ein lustiger Gegensatz zu Emma, die mich immer mit Küsschen verabschiedet; ihre Mama hat erzählt, Emma sagt überhaupt nur jenen Menschen Tschüß, die ihr wichtig sind, alle anderen werden einfach ignoriert). Als die erste Spielstunde herum war, hatte er auch wieder angefangen, sein übliches "Gehst du jetzt nach Hause?" anzustimmen, wann immer ich mal einen Moment nichts sagte oder auf die Uhr schaute. Das bestätigt zusammen mit seiner Enttäuschung am Ende meinen Eindruck von allen vergangenen Malen, dass er mit der Frage nicht seine Ungeduld ausdrücken will im Sinne von "du sollst endlich gehen", sondern er will sich wirklich nur versichern, dass man noch lange genug da bleibt, um ein neues Spiel anzufangen. Mal sehen, wie er mich morgen begrüßt.
Am Sa, 9. Dez, 16:54 über Teilzeit-Mini ehemals: Lukas